Gold

Für Papa

So manche Grabenkämpfe habe ich mit dir geführt.
So manche Herausforderungen haben wir uns
gegenseitig gespiegelt. Und vieles wurde aufgedeckt.
Na und!
Wahrscheinlich kein Zufall, dass wir eine Wegstrecke
gemeinsam gingen. Weil ja immer die zusammen kommen
die voneinander lernen dürfen. Du warst kein Kuschelpapa.
Na und!
Aber du zeigtest mir, wie man zu sich steht ohne wenn und aber
und wie man nach Fehlern wieder aufsteht. Was es heißt etwas
durchzuhalten auch wenn es nicht einfach ist.
Auch, dass es nichts nützt in Opferhaltungen zu gehen
und was es heißt Selbstverantwortung zu übernehmen. Du zeigtest
mir Wut und Mut und das es manchmal beides braucht um zu sich
selbst und anderen ehrlich zu sein. 11 Jahre hast du Mama gepflegt
und da hast du sehr viel Mut gebraucht. Durchhaltevermögen und
die Übungen von Geduld und Demut haben deinen Alltag bestimmt.
Wir wurden voll gekotzt und oft lag der
Duft von Scheiße in der Luft. Was es bedeutet über diesen langen Zeitraum zu
dienen und pflegen, brauche ich glaube niemand zu erzählen.
Im Innern hast du immer gewusst, dass zwar der
Körper und der Geist von Mama nicht mehr so funktioniert, aber die
sensible Seele mit all ihren Mustern immer noch dieselbe ist,
die dich vor über 50 Jahre berührt hat.
Auch deine weiche Seele hinter der robusten Schale konnte oft nicht das
zeigen, was sie fühlte, weil es Momente in deinem Leben gab, die es dir
nicht einfach machten. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass du
noch deinen innersten Traum lebst – trotz Pflege und das du dir mehr Auszeit
gegönnt hättest. Auszeit für „andere“ und WeitWeiche Blickwinkel. Ja, was ist
wirklich wichtig, dass zeigen uns stille Momente am Sterbebett.
Ich und die andern bleiben noch ein wenig hier
und Leben für die Liebe weiter
die uns alle miteinander verbindet.

In Dankbarkeit
Deine Irmgard
Im Juli 2013